Fight cancer – meine Geschichte

Swaantje Taube – die Geschichte einer starken Frau

Dieses Interview hat die wundervolle Bibi Horst mit mir geführt und es wurde auf Bibis Schokoladenjahre veröffentlicht, den es nun leider nicht mehr gibt. Da mir dieses Thema – Brustkrebs, und wie bin ich mit der Diagnose & Therapie umgegangen – eine Herzensangelegenheit ist, um (betroffenen) Frauen Mut zu machen, habe ich das Interview nunmehr auf meinem Blog und werde dieses zeitnah auch auf meinem Podcast Das Taube Magazin veröffentlicht.

Vor einiger Zeit lernte Bibi Horst mich – Swaantje Taube – zufällig über Instagram kennen.
Wenig später erfuhr sie von meiner unglaublichen Lebens- und Leidensgeschichte.

Meine Stärke nie aufzugeben, trotz dramatischer Ereignisse an ein gutes Ende zu glauben, durchzuhalten und weiter zu kämpfen.. ließ Bibi nicht mehr los.

Sie wollte den Menschen hinter dieser Geschichte kennenlernen.
Und daraus entstand dieses ehrliche und nach Bibi ungemein berührende Interview mit einer wundervollen Frau, die plötzlich jäh aus ihrem Leben gerissen wurde und für die Aufgeben nie eine Option war.

Nach Bibi eine Lebensgeschichte, die Mut macht und vor Augen führt, wozu wir in der Lage sind, auch wenn das Schicksal manchmal auf grausame Weise zuschlägt.

Interview Bibi Horst mit Swaantje Taube

Liebe Swaantje,

Deine Geschichte über den Kampf gegen den Brustkrebs berührt mich sehr.

Dazu noch im fortgeschrittenen Alter und mit dieser Krankheit im Rucksack beruflich komplett neu durchzustarten und mutig Deinen Träumen zu folgen, macht Dich für mich und für viele Frauen und Männern zur Heldin des Alltags.

Du lebst auf sehr besondere Art vor, über die manchmal auch sehr großen Stolpersteine unseres Lebens nicht zu stürzen, sondern sie mutig und entschlossen aufzuheben und daraus ein neues Haus zu bauen.
Statt zu jammern, schaust Du voller Elan und mit geballter Energie optimistisch nach vorne.

Deine Leidensgeschichte schwächt Dich nicht, sondern verleiht Dir eine neue magische Schaffenskraft und Kreativität für Dein zukünftiges Leben.

Hast du Lust mir und den Lesern meines Blogs (Anmerkung: Schokoladenjahre, gibt es ja nun leider nicht mehr) zu erzählen, was dir widerfahren ist?

Vielen Dank, liebe Bibi, für deine lieben Worte.

Tja, was ist mir widerfahren. Im August 2020 lag ich auf dem Sofa, schaute einen Film und strich gedankenverloren über meine linke Brust. Ich spürte einen Knoten und war sofort hellwach. Mein Mann ist Arzt. Ich stand sofort auf, ging zu ihm und zog mein T-Shirt hoch. Mein Mann sah mich zunächst überrascht an. Sah dann an meinem Blick, dass etwas nicht in Ordnung ist. Er machte sich ein Bild und empfahl mir direkt, am nächsten Morgen zu meiner Frauenärztin zu gehen.

Morgens um 8 Uhr war ich in der Praxis. Nach der Untersuchung schickte sie mich direkt zur Frauenklinik, Universitätsmedizin Essen. Nach längerer Wartezeit untersuchte mich der diensthabende Arzt per Ultraschall. Echte Profis. Er sagte mir: „Wir sind doch ehrlich miteinander?“

In dem Moment lief ein ganzer Film in mir ab. Meine Kinder. Meine Tochter zu dem Zeitpunkt 10 Jahre alt und mein Sohn 12 Jahre. Es war doch viel zu früh. Die beiden brauchen mich noch, dachte ich! Mein Mann. Voll berufstätig und allein? Mir wurde heiß und kalt. Ich hatte doch erst vor 6 Monaten die Mammographie gemacht. Meine Mutter hatte auch Brustkrebs und diesen erfolgreich besiegt. Ich fasste mich und hörte dem Arzt weiter zu. Er sagte mir, dass es ernst sei. An viel mehr erinnere ich mich nicht mehr. Meine Brust wurde gestanzt, um eine Gewebeprobe (Biopsie) des Tumors zu entnehmen. Und die Maschinerie begann.

Unzählige Untersuchungen wurden durchgeführt. Szintigraphie, MRT, CT, etc. Das Ergebnis war triple-negatives Mammakarzinom (TNBC). Eine sehr aggressive Form des Brustkrebs. Die beste Nachricht war, dass der Krebs offensichtlich noch nicht gestreut hatte. Puh. Was für ein Segen und Glück, dass ich den Knoten zufällig entdeckt habe.

2 Wochen nach der Entdeckung begann die Chemo- und Immuntherapie. Vorher bekam ich noch einen Port – ein dauerhafter Zugang von außen in eine Vene. Inzwischen ist er weg und eine kleine Narbe links oben auf meiner Brust erinnert mich noch daran. Zurück zur Therapie. Behandelt wurde ich am WTZ – Frauenklink – Universitätsmedizin Essen. Das Team von Ärzt*innen, Pfleger*innen und Verwaltung war so professionell, einfühlsam und lieb. Noch bis heute denke ich daran zurück und bin so dankbar.

Für die Therapie war die Prozedur wie folgt: Port mit der Nadel anstechen Zugang legen. Blutprobe prüfen. Sind die Werte auch gut genug, dass die Chemo- und Immuntherapie durchgeführt werden kann. Und dann begann sie. So irreal. Passiert das wirklich? Die Flüssigkeiten liefen in mein Blutsystem und ich spürte erstmal nichts.

Doch noch dem 2. bzw. 3. Mal fingen die Nebenwirkungen an. Übelkeit, Erbrechen, Haarausfall, Taubheitsgefühle. Am Ende des 1. Zyklus musst ich die Therapie sogar abbrechen. Mein Husten war so heftig. Ich konnte nicht mehr aufhören zu husten. Lungenentzündung. Selbst aufstehen und laufen war unmöglich. Ich war inzwischen so abgemagert, und die Lungenentzündung nahm mich so mit, dass ich ins Krankenhaus musste.

Ein Szenario, das ich mir nie hätte vorstellen können. Vor die Wand. Auch Astronautennahrung half nicht, sondern nur noch künstliche Ernährung und Antibiotika. Es fiel mir sogar schwer, Wasser zu trinken, da es wie Salzwasser schmeckte. Nachdem ich in der Ruhrlandklinik – Universitätsmedizin Essen wieder aufgepäppelt wurde, hatte man den Grund für die schwere Lungenentzündung herausgefunden. Ein Bakterium hatte sich während der Immunsuppression (Unterdrückung meines Abwehrsystems während der Chemo- und Immuntherapie) in meiner Lunge eingenistet. Bei Nicht-Behandlung hätte es meine Lunge komplett zerstört. Es handelt sich dabei um ein Bakterium, das es in unserer Umwelt gibt und für gesunde Menschen komplett harmlos ist.

Mich traf es so schwer, da ich mich zum einen in der Chemo-/Immuntherapie befand und zum anderen eine weitere – bis dato unerkannte – Erkrankung im Spiel war. Im stolzen Alter von 50 Jahren wurde bei mir nun auch noch Mukoviszidose diagnostiziert. Eine genetische Erkrankung, die u.a. die Lunge betrifft. Bei betroffenen Menschen wird ein bestimmtes Protein nicht produziert, das den Fluss von Salz und Wasser in und aus den Zellen reguliert. Husten hatte ich schon seit meinem 16. Lebensjahr und nun wusste ich auch warum.

Zunächst war ich natürlich geschockt. Doch eigentlich war dies ein Glückstreffer, da es inzwischen neue Medikamente gibt, die den Austausch von Salz und Wasser wiederherstellen. Mein Husten ist nun tatsächlich weg, dank der Tabletten, die ich jeden Tag morgens und abends einnehme. Ein echtes Wunder. Doch das Bakterium musste unbedingt und sofort behandelt werden mit einer heftigen Antibiotikatherapie, die ich bis heute noch durchziehe. So war neben die Herausforderung, den Brustkrebs zu besiegen, ein zweites Problem getreten. Das Bakterium aus meiner Lunge zu kicken. Ohne Lunge ist ein Überleben auch nicht möglich.

Nachdem meine Lungenentzündung nach 2 Wochen überstanden war und ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, rieten mir die Ärzt*innen davon ab, die Chemo- und Immuntherapie fortzuführen. Meine Werte waren nach wie vor zu schlecht. Parallel kam noch das Ergebnis, dass mein Brustkrebs erblich ist (BRCA 1). D.h. über kurz oder lang könnte auch die rechte, gesunde Brust betroffen sein.

Je älter ich werde, desto höher das Risiko. Ich musste mich also auch damit beschäftigen, ob ich mir die gesunde Brust vorsorglich entfernen lasse. Nachdem ich mich von der Lungenentzündung erholt hatte, musste erstmal die vom Brustkrebs betroffene Brust operiert werden. Das war Ende 2020.

In der Frauenklinik – Universitätsmedizin Essen. Mein Dreamteam. Ein unglaublich engagiertes Ärzteduo hat die OP durchgeführt. Und zwar brusterhaltend. Aufgrund der erfolgreichen Therapie war der Krebs so geschrumpft, dass der Eingriff minimal war. Die OP verlief komplikationslos. Und kurze Zeit später erhielt ich die erlösende Nachricht. Der Krebs war besiegt.

Es waren keine aktiven Zellen mehr nachweisbar. Meine Prognose daher gut. Erleichterung pur. Nun musste ich noch die Strahlentherapie Anfang 2021 durchführen. Parallel wurde ich zu Hause antibiotisch behandelt. Glücklicherweise hatte ich ja meinen Port. So konnte ich die intravenöse (also die Verabreichung des Medikaments direkt in die Blutgefäße) zu Hause durchführen.

Ein Glück im Unglück. Sonst hätte ich monatelang im Krankenhaus bleiben müssen. Inzwischen muss ich die Antiobiotikakur nur noch mit Tabletten und per Inhalation durchführen und bin auch schon fast damit durch. Wie es aussieht, war auch diese Behandlung erfolgreich.

Aufgrund des doch dramatischen Verlaufs der Brustkrebsbehandlung und der Tatsache, dass mich die Nebenwirkungen doch echt umgehauen haben, beschloss ich, mir die gesunde Brust vorsorglich abnehmen zu lassen. Im Juli 2021 war die OP. Die Brust ist mit einem Implantat wiederaufgebaut worden und ich bin mit dem Resultat sehr zufrieden. Es ist ja schon unglaublich, was heutzutage möglich ist. Tja, das ist mir also widerfahren.

Ich habe einen Freund, der nach einem schweren Unfall Arm und Bein verloren hat.
Doch er ist überzeugt, jetzt trotz seines erheblichen Handicaps ein viel glücklicherer und ausgefüllterer Mensch zu sein.
Dass er aus diesem Schicksalsschlag für sich und seine Persönlichkeit unheimlich viel gewonnen hat.

 

Warst du von Anfang an so positiv und kampfeslustig oder dachtest du auch mal ans Aufgeben?

Aufgeben war für mich nie eine Option. Ich habe ja eine Verantwortung. Ich bin Mama von 2 Kindern, die mich brauchen. Meinen Mann kann ich doch nicht allein lassen. Doch habe ich zum ersten Mal im Leben eine derartige Grenzerfahrung gemacht und erfahren, dass obwohl du willst einfach nicht mehr kannst. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich meinen Mann anrief und ihm sagte: „Ich kann nicht mehr. Ich muss ins Krankenhaus.“ Ich konnte nichts mehr allein. Bis heute nicht richtig zu fassen. Ich war richtig froh, ins Krankenhaus zu kommen. Und Menschen um mich herum zu haben, die sich um mich kümmerten, mich aufpäppelten. Ich bin auch immer noch total geflasht davon, was für eine Hilfsbereitschaft um mich herum war.

Wir haben ja noch nicht lang in Essen gewohnt, vielleicht zwei Jahre, als mich diese Erkrankung erwischt hat. Insbesondere ein Team von vier tollen Frauen hat mich durch diese Erkrankung getragen. Ich kannte ja alle vier noch nicht lange. Sie haben mich zur Therapie gefahren, dass ich nicht allein damit bin, meine Kinder geholt und mit ihnen gebacken, ins Kino gefahren, für sie – ach, für uns – gekocht. Mich angerufen.

Sie waren einfach für mich da. Ein Segen. Es gab andere, die zogen sich eher zurück oder wussten nicht recht, wie sie mit der Situation umgehen sollten. So kam on top of it ja auch noch Corona dazu. Homeschooling etc. Das war ja auch noch eine Gefahr.

Zunächst war ich total cool. Doch diese Coolness verschwand immer mehr. Ich hatte so gekämpft und die Chemo-, Immun- und Strahlentherapie tapfer durchgestanden. Die Impfungen gegen Corona waren da. Doch ich bekam keinen Impftermin. Meine Kinder gingen wieder in die Schule und da hatte ich wirklich Angst, dass ich nun auf den letzten Metern Corona bekomme. Dies wäre aufgrund der erst gerade erfolgten Krebstherapie und meiner Lungenerkrankung dramatisch gewesen.

Ich kam mir vor wie jemand, der kurz vor dem Ziel doch noch umgehauen wird. Die erste Impfung im April 2021 kam mir wie eine Erlösung vor. Es war also ein ständiger physischer und psychischer Kampf. Doch ans Aufgeben habe ich nicht gedacht.

Wie geht man als attraktive Frau damit um, sich ohne Haare und total abgemagert im Spiegel betrachten zu müssen?

Das hat mich doch mehr berührt als ich dachte. Als es losging, dass mir die ersten Haare ausfielen, bin ich zu meinem Mann gegangen und habe ihm die Haare in meiner Hand gezeigt. Habe ihn angeguckt und musste dann doch weinen.

In dem Moment war es echt. Es passierte nun echt. Kein Traum. Echt. Ich habe mich dann schnell gefangen und ihn darum gebeten, mir die Haare abzurasieren. Es war Hochsommer. Heiß. Das erinnere ich gut. Doch der Sinead O’Connor Style ging noch. Doch als wirklich alle Haare weg waren. Das ist wirklich nicht schön. Ich hatte wirklich Probleme damit, mich selbst im Spiegel zu sehen. Auch als ich immer mehr abmagerte. Das war schon elendig.

Insbesondere auch die Wahrnehmung durch die Außenwelt. Es ist einfach ein Stigma. Jeder erkennt auf Anhieb, dass du krank bist. Krebskrank. Die Blicke sind einfach schwer zu ertragen. Ich möchte kein Mitleid. So erinnere ich mich, dass ich das erste Mal mit Kopftuch im Supermarkt war. Dieser Blick von der lieben Verkäuferin, die dich grüßt und in dem Moment erkennt, du bist krank. Der Blick. Lieb gemeint. Erst freudig und dann voller Mitleid.

Ich hätte nicht gedacht, dass mich das so trifft. Tatsächlich habe ich mir auch eine Perücke gekauft. Lange blonde Haare. Ich habe sie einmal getragen und meinen Freundinnen gezeigt. Doch es war nicht meins. Bis heute liegt sie ungenutzt im Schrank. Der Blick in den Spiegel. Ich hab‘ mich nicht mehr angeguckt.

Irgendwann stand ich draußen auf der Terrasse und unterhielt mich mit meiner Tochter, sah auf einmal mein Spiegelbild im Fenster. Ich erschrak mich so sehr. Und meine Tochter sagte mir, dass sie sich schon daran gewöhnt habe, dass ich keine Haare habe. Sie fände mich schön. Das war wieder so ein Moment. Da kamen mir die Tränen.

Was mussten meine Kinder nur durchmachen. Sie waren beide so unglaublich tapfer. Wir haben übrigens mit ihnen die Erkrankung offen kommuniziert und ihnen alles erklärt. Sie wussten Bescheid. Ich glaube, dass das gut war. Sie waren gerade alt genug, um die Situation zu verstehen. Unsere Kinder mussten sehr schnell, sehr selbständig werden, da ich sehr schnell nicht mehr für sie so da sein konnte, wie ich wollte. Ich glaube, dass unser Band als Familie durch diese Zeit noch stärker geworden ist.

Ich habe einen Freund, der nach einem schweren Unfall Arm und Bein verloren hat.
Doch er ist überzeugt, jetzt trotz seines erheblichen Handicaps ein viel glücklicherer und ausgefüllterer Mensch zu sein.
Dass er aus diesem Schicksalsschlag für sich und seine Persönlichkeit unheimlich viel gewonnen hat.

 

Was sagst du über die Zeit der Krankheit, kannst du ähnliches bei dir beobachten? Hat der Leidensweg dich mental verändert?

Definitiv ja. Ich bin so viel demütiger geworden. Bin so unendlich dankbar für die zweite Chance, die ich nun bekommen habe. In vielen Dingen bin ich entspannter geworden. Einfach auch im täglichen Umgang mit anderen. Mich regen Kleinigkeiten nicht mehr so schnell auf. Ja, natürlich, es passiert schon. Doch dann versuche ich, mich ganz schnell wieder runter zu bringen. Da ich ja weiß, was wirklich zählt. Ich versuche verstärkt, auch in meinem Umfeld, anderen ein gutes Gefühl zu geben. Zu Lächeln, wenn jemand sich aufregt. Wie zum Beispiel im Straßenverkehr. Aber natürlich auch zu Hause, mit meinem Mann und meinen Kindern. Ob mir das immer gelingt? Natürlich nicht. Doch ich arbeite an mir. Gelassenheit ist so eine große Tugend. Da ist mein Mann mein großes Vorbild und ich bewundere ihn sehr dafür.

Wenn ich mir manchmal vorstelle, dass es anders herum gewesen wäre. Er wäre krank geworden und ich hätte alles herum organisieren müssen und hätte damit klar kommen müssen. Auch mit dem Gedanken ohne ihn zu sein. Unvorstellbar. Da habe ich manchmal das Gefühl, ich hatte es einfacher. Ich hatte ja eine Aufgabe. Wieder gesund werden und alles dafür zu tun.

Schwach durfte ich sein und von ihm aufgefangen werden. Für ihn konnte ich ja nicht da sein. Auf jeden Fall versuche ich, jeden Tag an mir zu arbeiten und einfach ein guter Mensch zu sein. Sowohl zu meiner Familie, meinen Freund*innen als auch zu meinen Mitmenschen. Und den Tag zu nutzen. Nach dem Motto carpe diem.

Du bist studierte Volljuristen und arbeitest jetzt als Influencerin, Social Media Beraterin und Modeflüsterin, wie kommt es zu diesem radikalen beruflichen Wandel?

Naja, der Wechsel ist ja bereits schon früher passiert. Als wir 2013 nach Holland ausgewandert sind, habe ich der Juristerei den Rücken gekehrt. Nach meiner Elternzeit war es eigentlich der Moment, als ich zurück in den Job wollte. Zu Freshfields in Frankfurt.

Doch nun stand Holland auf dem Programm. Innerhalb eines Jahres (und meine Kinder waren 1 und 2 Jahre alt) habe ich die Sprache gelernt und unsere family soweit integriert, dass ich dann ins Marketing gewechselt bin und die Marketing Abteilung von Bird & Bird in Den Haag geleitet habe. Eigentlich war der Plan, dass wir in den Niederlanden bleiben. Unsere Kinder waren auch komplett angekommen, sprachen Niederländisch besser als Deutsch.

Doch dann ging es im Sommer 2017 zurück nach Deutschland ins Ruhrgebiet, nach Essen. Und ich habe angefangen, für meine Schwester, Katja Bär, zu arbeiten. Für Winat Fashion. Hier habe ich das Projekt Winat goes Digital erfolgreich umgesetzt. Winat gibt es ja seit 1994 und unter dieser Marke werden Fashion Stores und ein Café im Norden von Hamburg betrieben. Inzwischen ist Winat sehr erfolgreich in den sozialen Medien, mit mehr als 40.000 Followern auf Instagram mit einem verknüpften Onlineshop.

Nach meiner Erkrankung habe ich darüber nachgedacht, was ich nun eigentlich machen möchte und habe mich ganz bewusst für die Mode entschieden. Als es mir richtig schlecht ging und ich mich eigentlich für nichts mehr interessiert habe, hatte ich doch noch Spaß daran, einigen wenigen Accounts auf Instagram zu folgen, die mich inspiriert haben. Übrigens auch dir und Deinem @schokoladenjahre.

Und so kam es, dass ich im Sommer 2021 meinen eigenen Instagram Account @swaantjetaube gestartet habe. Außerdem habe ich meine Schwester Katja dabei unterstützt, ihr Label KajSaj zu gründen. Das war spannend. Inzwischen ist auch ihr Sohn Max mit in ihr Business eingestiegen. Und für mich war es Zeit, etwas Eigenes zu gründen. Ich habe mich also im November 2022 selbständig gemacht und meine Firma Swaantje Taube gegründet. Zum einen als Content Creator als auch als Instagram Coach.

Gerade ist meine Webseite live gegangen (swaantjetaube.de). So ein aufregendes Gefühl. Ich will es nochmal wissen. Mit inzwischen 52 Jahren. Aber warum eigentlich nicht? Bislang habe ich sehr erfolgreich Projekte bei anderen Firmen in die Tat umgesetzt. Und dies mache ich nun zum ersten Mal für meine eigene Firma.

Ein komisches & tolles Gefühl zugleich. Ich möchte damit gern auch anderen Frauen Mut machen, die vielleicht ähnliche Überlegungen haben. Wichtig ist, dass man für das was man machen möchte, brennt. Es mit Leidenschaft & Hingabe macht. Und das tue ich. Ich finde meine Tätigkeit unglaublich kreativ und spannend.

Woher nimmt man im fortgeschrittenen Alter und dazu mit solchen Schicksalsschlägen den Mut und die Zuversicht, noch mal von vorne zu beginnen? Wer hat dir geholfen in diesen Momenten?

Ich hole ganz viel Kraft aus mir selbst. Zu keinem Zeitpunkt habe ich mich gefragt, warum habe ich Krebs bekommen. In diesem Punkt bin ich sehr nüchtern. Ja, warum denn nicht? Jede 7. Bis 8. Frau bekommt Brustkrebs. Und nun hat es mich erwischt.

Wichtig war, ist es schnell genug erkannt worden. Hat es bitte nicht gestreut. Und was muss ich jetzt tun, damit es wieder weg geht. Kick Cancer. Und die Anleitung habe ich bekommen und bin meinen Weg stoisch gegangen und habe Tag für Tag gekämpft. Und dabei hat mir meine Familie geholfen. An erster Stelle mein Mann und meine Kinder. Und dann natürlich meine Schwester, meine Schwägerin und meine Freundinnen und Freunde. Meine Freundinnen habe dabei eine echte Schlüsselrolle gespielt. Unsere Familie ist ja in Hamburg und wir sind in Essen. Im Alltag haben meine Freundinnen uns echt gerettet. Mich von A nach B gefahren, für uns gekocht, die Kinder bespaßt, für mich als Freundin da gewesen.

Ich hätte niemals danach gefragt. Das hätte ich niemandem angetan. Sie sind zu mir gekommen und haben gesagt, du bist krank und du braucht unsere Hilfe. Wir machen das jetzt. Genau das brauchte ich. Das brauchten wir als Familie. Ohne das. Wir hätten es nicht geschafft.

Gibt es etwas, was du gerne anderen Menschen, in ähnlichem Alter oder mit schwieriger Lebensgeschichte mit auf den Weg geben möchtest?

Oh, soviel. Vor allen Dingen die Zuversicht nicht zu verlieren. Zu kämpfen. Das Leben ist es wert.

Und die Hilfe von anderen unbedingt anzunehmen. Denn alleine ist es wirklich nicht zu schaffen, egal wie stark du bist. Denn die Krankheit macht dich schwach. Und du musst nicht krank sein, um die Erkenntnis zu bekommen, dass das Leben so wertvoll ist.

Dankbarkeit und Demut sind zwei so wichtige Eigenschaften. Gerade in meinem Alter 50+ ist das Leben noch nicht vorbei. Hast du bestimmte Träume und Pläne? Schieb sie nicht auf später, sondern schau, wie du sie im Einklang mit deinem Leben umsetzen kannst. Carpe diem. Es ist – hoffentlich – niemals zu spät !

 

Danke, liebe Swaantje, für dieses bewegende Interview, Deine Offenheit und Deine ansteckende Zuversicht!

Ich bin glücklich und stolz, Dich kennengelernt zu haben und deine Geschichte berührt mich immer wieder aufs Neue sehr.

 Ich wünsche Dir von Herzen alles erdenklich Gute für die Zukunft, vor allem natürlich Gesundheit, weiter so viel Lebensfreude und auch Erfolg auf Deinem neuen beruflichen Weg. Die Welt gehört Dir, Du hast sie Dir redlich erkämpft!

 Alles Liebe Bibi

PS Es liegt an uns, die wundervollen Sterne am Himmel zu entdecken, auch wenn sie gerade von dunklen Wolken verdeckt sind…

Die Werbung im Text und Bild ist rein privat und aus Ehrfurcht vor Swaantje Taube und ihrem Mut zum Leben.

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